Zwei bis drei Jahre


„Unglaublich, aber wahr, heute feiern wir Deinen ersten Geburtstag!“ Wir sind überwältigt von den Fähigkeiten, die unser Kind bereits erworben hat. Jeder Tag ist zum „Die-Welt-Erobern“ da. Alles wird ausprobiert, vieles mit Erfolg, aber auch Enttäuschung und Misserfolg sind an der Tagesordnung. Erziehung ist für uns kein Fremdwort mehr. Bald stößt unser Sprössling an unsere Grenzen, blitzschnell entscheiden wir zwischen einem aufmunterndem „Ja“ oder einem mehr oder weniger geduldigen „Nein“.

Aus Einem werden Zwei: Ihr Kind nimmt sich zunehmend als von Ihnen losgelöst wahr. Dieser Entwicklungsprozess ist nie wieder so gegenwärtig wie innerhalb der ersten Lebensjahre eines Kindes! Alles steckt in dem Wort „Auseinander-setzung“! Plötzlich sitzen wir uns gegenüber, wir lachen uns an, wir spielen miteinander, aber wir haben auch Konflikte miteinander. Keine „Auseinandersetzung“ verläuft ausschließlich harmonisch. Hier ist Erziehung gefragt, die unserem Kind Halt und Orientierung vermittelt. Seien Sie liebevoll, aber konsequent! Fürchten Sie sich nicht vor der „Auseinandersetzung“, an dieser wird die Persönlichkeit Ihres Kindes reifen, und es wird Ihnen später dafür danken!


Die Mahlzeiten werden immer mehr zum Kampf! Anstatt zu essen, verwandelt mein Kind die Küche in einen Abenteuerspielplatz! Obwohl ich mir große Mühe mache und immer frische Sachen koche, verweigert es regelmäßig das Essen! Lieber will es Süßigkeiten! Erst versuche ich es mit gutem Zureden und Bestechung und schließlich mit Drohungen. Aus Verzweiflung gebe ich ihm schließlich, was es will! 

Verwandeln Sie den Esstisch nicht in einen Schauplatz für „Machtkämpfe“. Essen bedeutet Genuss und sollte Spaß machen. Gestalten Sie die Mahlzeiten gemeinsam mit Ihrem Kind und bringen Sie ihm behutsam bei, dass der Spielplatz jedoch woanders ist. Denn fehlende Esskultur ist eine Ursache für Ernährungsstörungen in unserer Gesellschaft: Versuchen Sie, so früh wie möglich regelmäßige Mahlzeiten einzuführen, wenn möglich mit der ganzen Familie. Sorgen Sie dafür, dass die Ernährung, welche Sie Ihrem Kind anbieten, von Anfang an aus wertvollen Nahrungsmitteln besteht. Zwischen die Hauptmahlzeiten gehören kleinere Zwischenmahlzeiten, z.B. Obst, eine knackige, geschälte Möhre oder ein Naturjoghurt.


Ausgewogene Ernährung schafft gesunde Kinder
  • Vollkornbrot statt Toast und Brötchen
  • Frisches Gemüse (Rohkost oder gegart)
  • Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte und Obst
  • Zucker gleich welcher Art nur eingeschränkt benutzen (Traubenzucker und Honig sind nicht besser als normaler Zucker!)
  • Benutzen Sie zum Durstlöschen am besten Mineralwasser oder ungesüßten Tee.

Bei Süßigkeiten gilt die Regel:

  • Keine Verbote – die Menge ist entscheidend!

 


Ab dem 2. Lebensjahr verliert Ihr Kind zunehmend an Babyspeck. Im Verhältnis zum Längenzuwachs nimmt es wenig an Gewicht zu. Gleichzeitig entwickelt es eine zunehmende Köperbeherrschung, sowohl im Bereich der Grobmotorik, aber auch bezüglich feinen und gezielten Bewegungen.

Jetzt benötigt es zunehmend Spielraum, um seinen Forscherdrang auszuleben. Geben Sie ihm Gelegenheit, sich auszutoben und seine Kräfte zu messen. Ein Kind ist immer in Bewegung! Bewegung ist der Motor der körperlichen Entwicklung (Robben, Krabbeln, Laufen, Rennen) und stärkt Muskeln und Knochen. Bewegung weckt aber auch die Neugier des Kindes auf seine Umwelt und fördert dadurch seine geistige Entwicklung. Andererseits braucht das Kind auch Zeit für ruhige Spielphasen. Der Tagesablauf eines Kleinkindes sollte relativ anspruchslos sein. Er orientiert sich an den Gewohnheiten des Kindes. Denn Reizüberflutung führt leicht zu Überforderung. Unruhe, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen sind die Folgen.

Spielen fördert die Kreativität und Konzentration

  • Wenn möglich, keine Spiele unterbrechen.
  • Fördern Sie Rollenspiele.
  • Ordnen Sie sich im Spiel der Phantasie Ihres Kindes unter.
  • Finden Sie im Spiel eine gesunde Mischung aus Körper (Spielplatz, Roller, Klettern) und Geist (Buch, Malbuch, Puzzle, Basteln).
  • Kinder brauchen Ruhepausen.
  • Kinder lieben es, vorgelesen zu bekommen.
  • Kinder unter drei Jahren sollten besser nicht fernsehen.

Bisher hat mein Kind immer durchgeschlafen. Neuerdings wacht es häufig nachts schreiend und schweißgebadet auf und lässt sich nur schwer wieder beruhigen. Am Morgen kann es sicht nicht mehr daran erinnern. Ist das normal?

Zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr beginnt das Kind in Bildern zu träumen. Häufig wird es von solchen Bildern überwältigt und schreckt aus dem Schlaf auf. Darüber hinaus fängt es an, aufregende Erlebnisse des Tages in Form von Albträumen zu verarbeiten. Die heftigste Form des Albtraumes ist der sogenannte „parvor nocturnus“. Hier schrecken die Kinder mitten aus dem Tiefschlaf heraus heftig schreiend auf, lassen sich kaum beruhigen und erkennen ihre Umwelt nicht wieder. Irgendwann fallen sie erschöpft in den Schlaf. Am nächsten Morgen ist nichts in Erinnerung geblieben. All diese Formen von Schlafstörungen gehören bis zu einem gewissen Grad zur normalen Entwicklung eines Kindes. Sollten sie jedoch auch nach einigen Wochen nicht vergehen, sollte der Rat eines Kinder- und Jugendarztes eingeholt werden.

Mein Kind ist jetzt drei Jahre alt und besucht den Kindergarten. Gleichzeitig hat sich sein Verhalten zu Hause grundlegend geändert. Es gehorcht nicht mehr wie früher, wird schnell wütend und schmeißt sich im Supermarkt auf den Boden, wenn es etwas nicht bekommt, was es sich wünscht! Ich bin oft hilflos und frage mich, ob ich etwas in der Erziehung falsch gemacht habe.


Die Kindergartenzeit geht einher mit einer gewaltigen seelischen Veränderung des Kindes. Es entdeckt sich in der eigenen Person in der „ich“-Form und setzt sich erstmals ins Verhältnis zu anderen Personen. Es bemerkt plötzlich, dass es durch seine Reaktionen das Verhalten anderer beeinflussen kann. Diese ganz neue Erfahrung in der „Auseinandersetzung“ (s.o.) wird auf die Spitze getrieben, da es wissen will, wo seine Grenzen sind.

Viele Eltern fühlen sich mit dieser Entwicklung ihres Kindes, der Trotzphase, überfordert und sind in ihrer Erziehungskompetenz stark verunsichert.

Daher sind jetzt zwei Dinge wichtig:

Plan 1: Sehen Sie die Trotzreaktionen nicht als „Angriff“ auf Ihre Persönlichkeit, sondern als Schritt in die Eigenständigkeit, als Erweiterung des kognitiven und emotionalen Horizontes Ihres Kindes. Versuchen Sie nicht, den kindlichen Willen, wenn er so explosiv und ungebremst gelebt wird, zu brechen. Sondern verschaffen Sie Ihrem Kind ein Ventil, an dem es seine „Luft ablassen“ kann. Versuchen Sie der Situation mit Humor zu begegnen, so nehmen Sie ihm geschickt den Wind aus den Segeln. Denn in diesem Alter können Sie die Stimmung Ihres Kindes noch leicht beeinflussen – das schont die Nerven!

Plan 2: greift immer dann, wenn Plan 1 nicht funktioniert: Setzen Sie Ihrem Kind behutsam Grenzen und verlangen Sie ruhig, dass es bestimmte Regeln zu beachten hat. Investieren Sie in diese, oft lautstarke Auseinandersetzung, während der schon mal Tränen fließen dürfen, oder Türen geknallt werden. Kinder sind in diesem Alter überfordert, alle Entscheidungen selbst treffen zu müssen. Aber: Zu jedem Streit gehört eine Versöhnung, und zwar bevor die Sonne untergeht!

Mutter und Vater reagieren nicht immer gleich. Bleiben Sie auf jeden Fall in Ihrer persönlichen Reaktion authentisch, dann kann das Kind lernen, mit welchem Verhalten es bei Ihnen zu rechnen hat. So paradox das manchmal klingt: Damit geben Sie ihm Sicherheit und Geborgenheit!

Und vergessen Sie nicht, nach wenigen Monaten ist die Trotzphase vorbei: Ihr Kind wird sich wieder beruhigen, es ist jetzt verständnisvoller, erlebt sich zunehmend als „groß“ und eröffnet damit das nächste Kapitel.


 Empfehlungen zur Verhütungen von Unfällen im Säuglings- und Kleinkindesalter
  • geeignetes Spielzeug (ungefährlich, leicht zu reinigen, altersgemäß)
  • Verbrühungsgefahr (kochender Tee, heißes Badewasser)
  • Sicherheit am Wickeltisch
  • Treppen sichern Vergiftungsgefahr (Zigaretten, Putzmittel, Medikamente)
  • Giftnotruf: (Vorwahl der eigenen Stadt) 19240
  • Kindersitze mit altersgerechten Gurtsystemen (Europäische Prüfnorm ECE 44)
  • www.sids.de

Wie verhalte ich mich, wenn mein Kind fiebert? Wie hoch kann das Fieber steigen, bevor ich ein Zäpfchen gebe? Ich höre immer wieder, dass Fieber wichtig ist, um die Bakterien im Körper abzutöten, soll ich dann überhaupt Fieber senken?

Ein fieberndes Kind löst bei jungen Eltern Unsicherheit aus. Wichtig ist, dass das Kind während des Fieberverlaufes ausreichend an Flüssigkeit zu sich nimmt. Hoch fiebernde Kinder trinken oft wenig, hier ist es sinnvoll, das Fieber frühzeitig zu senken. Andere laufen mit über 39°C Fieber ganz normal durch die Wohnung, und Sie können auch mal bis zum Arztbesuch warten, bevor Sie Maßnahmen gegen das Fieber ergreifen.

Es ist jedoch ganz klar: Fiebernde Kinder – und vor allem Säuglinge – gehören immer ärztlich untersucht, um im Falle einer Infektion die richtige Behandlung beginnen zu können. Fieber ist eine normale Reaktion des Körpers auf eine Infektion mit Bakterien oder Viren. Allerdings können Kinder auch aus anderen Gründen fiebern. Zahnen verursacht mitunter hohes Fieber, ohne Hinweise einer Infektion. Der Zahneinschuss kann schon früh beginnen (innerhalb der ersten Monate) oder aber bis zum Ende des ersten Lebensjahres auf sich warten lassen. Typische Begleitsymptome sind rote Backen, säuerlich-grüner und übelriechender Stuhl und rote Pobacken.

Konnte eine Infektion ausgeschlossen werden, senken Sie das Fieber, wenn es über 39° steigt mit Wadenwickeln und/oder Fieberzäpfchen wie mit Ihrem Arzt besprochen.


Richtiges Verhalten bei Fieber
  • Messen Sie die Temperatur immer im Po (digitales Fieberthermometer).
  • Fieber beginnt ab 38°, nicht früher!
  • Bieten Sie ihrem fiebernden Kind viel Flüssigkeit (Wasser, Tee) an.
  • Decken Sie es nicht zu sehr zu.
  • Führen Sie ab 39° fiebersenkende Maßnahmen durch (Wadenwickel, Fieberzäpfchen) und suchen Sie einen Arzt auf.