Null bis ein Jahr


Nichts ist mehr wie früher! Noch ein wenig zerknittert liegt das Neugeborene zwischen uns oder auf unseren Bäuchen. Völlig hilflos und unselbstständig erlebt es seine Umwelt: kalt und warm, satt und hungrig, schlafen, trinken, sehen, hören, tasten, so vergehen die ersten Tage. Wir als junge Eltern fühlen uns bei aller Hochstimmung auch seltsam bedrückt, und es beschäftigen uns plötzlich viele Fragen: Ist mein Kind gesund, ist alles so, wie es sein muss? Wie oft muss mein Baby gestillt werden? Warum hat es so viele Pickel im Gesicht? Was bedeuten die roten Flecken am Nacken…?

Die erste Vorsorgeuntersuchung erfolgt schon zwischen dem 3. und 4. Lebenstag. Im Vordergrund steht die Untersuchung lebenswichtiger Körperfunktionen, wie Herz, Lunge, Bauchorgane sowie die Überprüfung der Neugeborenen-Reflexe. Der Arzt sucht nach äußeren Missbildungen, wie z.B. Gaumenspalten, Fehlbildungen an Ohren, Händen und Füssen, aber auch nach Fehlbildungen der Haut (Blutschwämmchen).


Gewichtsverlauf
Mit ½ Jahr hat sich das Gewicht verdoppelt, mit 1 Jahr verdreifacht.

Ebenso wichtig ist die Frage: Wie ist der Gewichtsverlauf, wie klappt es mit dem Trinken? In den ersten Wochen sollte ein Baby etwa acht Mal am Tag jeweils mindestens 20 Minuten gestillt werden oder aber etwa fünf bis sechs Mal eine angepasste Flaschennahrung erhalten. Unmittelbar nach Geburt können die Kinder bis zu 10% des Geburtsgewichtes abnehmen. Danach sollten sie jede Woche 150 g bis 200 g an Gewicht wieder zunehmen.

Viele Babys kommen mit roten Flecken oder Pickeln vor allem im Gesicht auf die Welt. Hierbei handelt es sich um die sogenannte Neugeborenen-Akne, ein völlig harmloser Ausschlag, der auf die Hormonumstellung des kindlichen Organismus zurückzuführen ist und fast immer von selbst verschwindet! Baden Sie Ihr Kind einmal in der Woche und seien Sie sparsam mit Cremes oder Lotionen.

Zu Hause ist alles vorbereitet. Seit Wochen ist das Kinderzimmer eingerichtet, die Babykleidung fein säuberlich gefaltet und gerichtet, das Bettchen bezogen, winzige Kinderspielzeuge aufgestellt und ein Mobile über dem Bettchen aufgehängt. Alles dreht sich um das kleinste Familienmitglied! „Ja, wir sind eine Familie!“, verkünden wir voller Stolz! 

Bereits jetzt kommt es uns so vor, als gehöre das Baby schon immer zur Familie! Gleichzeitig tauchen auch wieder neue Fragen auf: Trinkt mein Kind genug, habe ich genügend Milch? Ist etwas mit der Verdauung nicht in Ordnung, mein Kind schreit so viel? Es setzt so selten Stuhl ab, ist das normal? Erbricht mein Kind seine Milch? Nachts gibt es so seltsame Geräusche von sich! Wie schütze ich mein Kind vor dem plötzlichen Säuglingstod?

Im Laufe des ersten Jahres wird das Baby dem Arzt mehrfach zur Früherkennungs-Untersuchung vorgestellt. Neben der genauen körperlichen und neurologischen Untersuchung steht die psychosoziale Entwicklung des Säuglings im Vordergrund: Wie funktioniert die Beziehung der Eltern zu dem Kind. Haben sie sich in die Rolle als Mutter und Vater eingefunden? Ebenso geht der Arzt auf die Fragen und Sorgen der Eltern ein, und prüft z.B. den Gewichtsverlauf des Kindes.

Oft ist der Bauch gebläht und sieht aus wie eine luftgefüllte Trommel! Viele Säuglinge schlucken viel Luft beim Trinken. Dazu kommt, dass der Darm nicht optimal auf die Verdauung großer Mengen an Milch vorbereitet ist. Stellen Sie sich vor: Bezogen auf unser Gewicht müssten wir täglich 10 bis 15 Liter Milch trinken – allein der Gedanke verursacht Bauchschmerzen! Am allerbesten helfen drei Dinge: herumtragen, herumtragen und noch mal herumtragen! Halten Sie Ihr Kind dabei eng an Ihrem Körper, so verspürt es Wärme und Geborgenheit und, Ihre Bewegungen übertragen sich auf das Baby. Massieren Sie den Bauch, bewegen Sie passiv seine Beinchen, legen Sie sich mit dem Kind in ein gut temperiertes Bad. Gestillte Kinder können bis zu zwei Wochen keinen Stuhl absetzen, bei flaschenernährten Kindern sollte das alle 2 bis 3 Tage passieren! Während ein Baby in den ersten Wochen noch überwiegend schläft, wird es danach zunehmend wach und verlangt nach der Aufmerksamkeit seiner Eltern. Schreien gehört jetzt zu seinen wichtigsten Ausdrucksmitteln und es ist völlig normal, wenn es zunehmend schreit.

Meistens erbricht ein Kind seine Milch nicht, sondern es spuckt überschüssige Nahrung wieder heraus, das ist normal!

Schnorchelnde Geräusche in der Nacht entstehen aufgrund enger oberer Atemwege und sind normal!


Maßnahmen zur Verhütung des plötzlichen Säuglingstodes
  • Nachts immer in Rückenlage und ohne Kopfkissen zum Schlafen legen.
  • Wenn möglich sollten die Kinder in ihrem eigenen Bett liegen.
  • In der Wohnung nicht rauchen.
  • Keine Decken, sondern Schlafsäcke benutzen.
  • Die Zimmertemperatur sollte zwischen 17 und 19°C liegen.

Die folgenden Wochen vergehen wie im Flug, und wir lernen unser Baby immer besser kennen. Jetzt nimmt es Kontakt mit uns auf, möchte spielen, freut sich und juchzt, wenn wir mit ihm reden. Es greift nach seinen Spielsachen und nimmt alles in den Mund. Wir erkennen am Schreien, ob es hungrig oder müde ist, oder ob es Schmerzen hat. Wir entdecken die beruhigende Wirkung von Musik, indem wir zum Einschlafen Kinderlieder vorsingen und die Spieluhr aufziehen!

Unser Baby wird zunehmend mobil! Auf dem Rücken strampelt es mit Armen und Beinen. Auf dem Bauch kann es vielleicht schon ein wenig den Kopf heben und sich ein wenig auf die Unterarme stützen. Es freut sich, wenn wir es hochheben und auf unseren Schoß setzen, und vielleicht kann es sich auf der Kuscheldecke auch eine kleine Weile allein beschäftigen.

Wie von selbst entstehen neue Fragen, die uns beschäftigen und verunsichern: Wie erfahre ich, ob es genug zu essen bekommt? Wann kann ich zufüttern? Warum schläft mein Kind nicht durch? Wie lange kann ich mein Kind schreien lassen? Warum sind andere Mütter immer so ausgeruht, während ich am Ende meiner Kräfte bin?

Je älter das Kind ist, desto wichtiger werden geregelte Zeiten für Essen und Schlafen. Stillen sollte immer nach Bedarf erfolgen, in der Regel aber alle 3 bis 4 Stunden. Wenn Sie Ihr Baby mit der Flasche füttern, verteilen Sie die Nahrung auf 4 bis 6 Mahlzeiten.


Muttermilch ist die beste Nahrung für Babys
  • Muttermilch trägt zur Allergievorbeugung bei.
  • In den ersten 4-6 Monaten reicht Muttermilch als alleinige Nahrung aus.
  • Pre-Anfangsnahrungen werden nach Bedarf gefüttert.
  • Für Anfangsnahrungen Nr.1 gibt es Mengenvorgaben. Ein Wechsel auf Folgemilch ist nicht notwendig.
  • Bei bekanntem Allergierisiko HA-Nahrung füttern.

Zwischen dem 4. und 6. Monat bekommt Ihr Kind den ersten Brei, zum Beispiel mit Gemüse. Später folgen andere Nahrungsmittel, wie Obst, Getreide und Fleisch. Nach und nach werden Sie eine um die andere Milchmahlzeit mit einem Brei ersetzen. Lassen Sie sich Zeit mit dem Wechsel von Gemüsearten. Finden Sie heraus, ob Ihr Baby die Nahrung verträgt, bevor Sie das Gemüse wechseln. Oft verlangen Säuglinge morgens und abends nach einer Portion Muttermilch bzw. Flaschenmilch, dagegen ist auch weiterhin nichts einzuwenden!

Kinder brauchen unterschiedlich lange, bis sie einen Rhythmus zwischen Wachsein und Schlafen gefunden haben. Um Ihrem Kind zu helfen, leicht in den Schlaf zu finden, achten Sie auf ein immer gleich ablaufendes Einschlafritual. Bedenken Sie, dass Kinder genau wie Erwachsene mehrfach in der Nacht aufwachen, das ist ganz normal. Warten Sie ab, ob Ihr Kind von alleine wieder in den Schlaf findet. Hunger ist nicht der einzige Grund, weshalb Ihr Baby nachts schreit. Spenden Sie Trost, beruhigen Sie Ihr Kind mit Worten, Liedern und Streicheln und gehen Sie danach wieder aus dem Zimmer!

Die ersten Monate zehren an den Nerven und stellen auch die Partnerschaft auf eine ernste Zerreissprobe! Sprechen Sie mit erfahrenen Eltern und Sie werden hören, dass es andern nicht besser geht. Vergessen Sie Ihren Anspruch an Perfektion und kümmern Sie sich weniger um das, was „andere denken könnten“. Beanspruchen Sie die Hilfe Ihrer Familie und Freunde!

Am Ende des ersten Lebensjahres wird Ihr Kind zunehmend mobil und möchte seine Umwelt erkunden. Jetzt ist Ihre Fürsorge besonders gefordert. Achten Sie auf mögliche Gefahren im Alltag eines Säuglings und Kleinkindes!


 Empfehlungen zur Verhütungen von Unfällen im Säuglings- und Kleinkindesalter
  • geeignetes Spielzeug (ungefährlich, leicht zu reinigen, altersgemäß)
  • Verbrühungsgefahr (kochender Tee, heißes Badewasser)
  • Sicherheit am Wickeltisch
  • Treppen sichern Vergiftungsgefahr (Zigaretten, Putzmittel, Medikamente)
  • Giftnotruf: (Vorwahl der eigenen Stadt) 19240
  • Kindersitze mit altersgerechten Gurtsystemen (Europäische Prüfnorm ECE 44)
  • www.sids.de

Wie verhalte ich mich, wenn mein Kind fiebert? Wie hoch kann das Fieber steigen, bevor ich ein Zäpfchen gebe? Ich höre immer wieder, dass Fieber wichtig ist, um die Bakterien im Körper abzutöten, soll ich dann überhaupt Fieber senken?

Ein fieberndes Kind löst bei jungen Eltern Unsicherheit aus. Wichtig ist, dass das Kind während des Fieberverlaufes ausreichend an Flüssigkeit zu sich nimmt. Hoch fiebernde Kinder trinken oft wenig, hier ist es sinnvoll, das Fieber frühzeitig zu senken. Andere laufen mit über 39°C Fieber ganz normal durch die Wohnung, und Sie können auch mal bis zum Arztbesuch warten, bevor Sie Maßnahmen gegen das Fieber ergreifen.

Es ist jedoch ganz klar: Fiebernde Kinder – und vor allem Säuglinge – gehören immer ärztlich untersucht, um im Falle einer Infektion die richtige Behandlung beginnen zu können. Fieber ist eine normale Reaktion des Körpers auf eine Infektion mit Bakterien oder Viren. Allerdings können Kinder auch aus anderen Gründen fiebern. Zahnen verursacht mitunter hohes Fieber, ohne Hinweise einer Infektion. Der Zahneinschuss kann schon früh beginnen (innerhalb der ersten Monate) oder aber bis zum Ende des ersten Lebensjahres auf sich warten lassen. Typische Begleitsymptome sind rote Backen, säuerlich-grüner und übelriechender Stuhl und rote Pobacken.

Konnte eine Infektion ausgeschlossen werden, senken Sie das Fieber, wenn es über 39° steigt mit Wadenwickeln und/oder Fieberzäpfchen wie mit Ihrem Arzt besprochen.


Richtiges Verhalten bei Fieber
  • Messen Sie die Temperatur immer im Po (digitales Fieberthermometer).
  • Fieber beginnt ab 38°, nicht früher!
  • Bieten Sie ihrem fiebernden Kind viel Flüssigkeit (Wasser, Tee) an.
  • Decken Sie es nicht zu sehr zu.
  • Führen Sie ab 39° fiebersenkende Maßnahmen durch (Wadenwickel, Fieberzäpfchen) und suchen Sie einen Arzt auf.